Aurhim - ein Überblick

Auch wenn das einfache Volk größtenteils noch glaubt, die Welt wäre flach, so ist die Kugelgestalt Aurhims unter den Gelehrten nun schon seit vielen Jahren unbestritten. Die Ereignisse der letzten Jahre haben schließlich den unwiderbringlichen Beweis geliefert, doch dazu mehr an anderer Stelle. Die königliche Marineakademie in Sadarin hat den Durchmesser der Welt zu 10.300 Meilen berechnet, was einem Umfang von 21.600 Meilen entspricht.
Die Sonne benötigt genau 365 Tage für ihren Lauf durch die Jahreszeiten. Der Mond dagegen hat schon 28 Tage nach dem Vollmond wieder seine rundeste Gestalt erreicht. Diese Dinge sind selbst dem einfachsten Bauern bekannt, doch was ich nun berichte, dürfte auch so manchen Gelehrten erstaunen. Fährt man nur weit genug nach Süden, so wird man einen Punkt erreichen, wo die Sonne des Mittags nicht mehr im Süden, sondern im Norden steht. Reist man dagegen in den Hohen Norden - in den Norden Aronans oder noch weiter, so wird die Sonne im Winter überhaupt nicht untergehen. So unglaublich dies auch erscheint, es ist doch wahr. Ich habe mit mehreren Männern gesprochen, die es mit eigenen Augen gesehen habe, ja, die in diesen Gegenden aufgewachsen sind. Doch die Natur ist gerecht. Genießen diese Landstriche im Sommer immerwährendes Licht, so müssen sie es im Winter mit immerwährender Dunkelheit büßen. Nur um die Mittagszeit wechselt dann der Himmel von Schwarz zu tiefem Blau.
Herrliche Karten sind von den Navigatoren der Akademie gezeichnet worden, doch ach, noch so viel entzieht sich unserem Wissen. Besonders die Meere südlich des Äquators sind praktisch unerforscht und es wird noch viele unerschrockene Kapitäne brauchen, bis sich die Lücken schließen. Drei Kontinente und schier unzählige Inseln sind uns bekannt; was sich in den Nebeln unseres Unwissens verbirgt, wissen allein die Götter. Doch ich will nicht länger über unsere Ignoranz klagen, sondern lieber vor euch ausbreiten, wessen wir gewiß sind.

Viele Jahrhunderte kannten wir nur Apaconor, Altland, die Heimat fast aller uns bekannten Völker. Belider, Talener, Mai San, dazu die Völker Dhaharrans, die unzähligen Stämme der südlichen Ebenen und die schließlich die Ishia, die Barbaren des Nordens - ihnen allen bietet Apaconor eine Heimat mit seinen Steppen und Bergen, Wüsten und fruchtbaren Tälern, Seen und Flüssen, an Küsten und in undurchdringlichen Wäldern. Es erstreckt sich über 3000 Meilen vom Sandkap im Südosten Dhaharrans bis zum Eiskap im Norden. 3500 Meilen sind es von Wittarn im Osten Belidas bis Blo Xeng, dm Hafen an der Westküste Mai Hoi Nes.
Drei große Inseln - Arlin und Aronan im Norden, das stolze Sabema im Süden - sowie unzählige kleinere bewachen seine Küsten. Schließlich muß man auch Alleroog dazuzählen. Nicht wegen seiner geographischen Lage - ist es doch mehrere Tagesreisen von der Ostküste Belidas entfernt - aber doch wegen der Herkunft seiner Bewohner.

Schon die Karte, die Iolsa von Cerion im Jahr 627 auc anfertigte, ist die Nordküste von Eoconor, dem Südland, verzeichnet. Doch heute, mehr als tausend Jahre später, wissen wir kaum mehr. Der Umriß des nörlichen Teils dieses Kontinents ist den Seeleuten wohlbekannt, aber niemand weiß, wie weit er sich nach Süden erstreckt. Undurchdringliche Wälder und eine schwüle Hitze, die jeden Atemzug zur Qual werden läßt, haben noch den wagemutigsten Entdecker umkehren lassen und viele sind diesem Land zum Opfer gefallen. So wissen wir nur wenig über Eoconor und seine Bewohner. Die Inseln vor seiner Nordküste sind uns allerdings wohlbekannt, Diese Inseln, die allgemein unter dem Namen Eobragi, Südarchipel, zusammengefasst werden, waren von 679 bis 1188 auc sogar eine Provinz des sabessischen Reichs. Danach gehörten sie einige Zeit zum Kaiserreich von Mai Hoi Ne. Heute sind sie offiziell dem König von Belida unterstellt, doch auch die dhaharrischen Kaufleute, die diese Inseln immer noch besuchen, sind nicht ohne Einfluß. Die wahren Herren der Eobragi aber sind die Piraten, die in abgeschiedenen Buchten sichere Zuflucht vor den belidischen Kriegsschiffen finden.

Erst vor wenigen Jahren, 1856 auc um genau zu sein, entdeckte Timalo Fischersohn, Kapitän aus Alleroog das Ostland - Diconor. Die Ereignisse, die dieser Entdeckung folgten, würden den Rahmen einer Einleitung jedoch bei weitem sprengen und sollen an anderer Stelle erzählt werden. Diconor erstreckt sich 1700 Meilen von Nord nach Süd und 1500 Meilen von West nach Ost. Es ist ein land von sanfterem Charakter als Apaconor: Wüsten gibt es keine und der weitaus größte Teil ist grün und fruchtbar. Zwei Rassen leben auf Diconor: die Aleandon im Westen und die Windkinder im Osten. Ganz im äußersten Osten gab es auch einmal eine Kolonie der Mai San, die dort Eisen abbauten. Sie wurde um das Jahr 1550 gegründet und spätestens im Jahr 1603 auc aufgegeben, als die Mai San alle überseeischen Unternehmungen einstellten. Vielleicht war es aber auch gerade das Scheitern dieser Kolonie, das den Kaiser in Kiap Sho jedwelche Hochseereise verbieten ließ.

Über das Meer, das zwischen der Ostküste Diconors und der Westküste Mai Hoi Nes liegt, ist wenig bekannt. Vielleicht existieren in den Archiven von Kiap Sho oder Blo Xeng noch Karten, aber wenn dem so ist, ist mir nichts davon bekannt. Alle Seeleute, mit denen ich über diese Frage sprach, waren sich jedoch einig, daß es in diesem Meer zumindest einige Inseln geben muß, da den Mai San sonst kaum die weite Fahrt nach Diconor gelungen wäre.

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Zeittafel


Anm. des Herausgebers:
Wenn in diesem und anderen Texten das Wort Aurhim wie ein Name verwendet wird, so ist dies eigentlich nicht ganz korrekt. Tatsächlich ist es nichts anderes als das belidische Wort für Welt oder Erde.
Aurhim ist etwas kleiner als die Erde, hat aber die gleiche Masse. So finden sich die schweren Elemente (besonders die Edelmetalle) auf Aurhim häufiger als auf der Erde. Während der Erdkern fast aus reinem Eisen besteht, findet sich im Kern Aurhims eine Mischung aus Eisen, Nickel und vor allem Cobalt, sowie ein größerer Anteil an Schwermetallen. Die Leichtmetalle - mit Ausnahme des Titans - sind in Aurhim dagegen seltener.

Erde Aurhim
Radius 6366km 5157km
Umfang 40.000km 32.400km
Masse 6E24kg 6E24kg
Achsneigung 23,26° 26,7°
Jahreslänge 365,25d 365d
Tageslänge 24h 24h
Monatslänge 29d 28d