Die vier Rassen (Forts.)

Die Regenkinder

Über die Regenkinder wissen wir nur sehr wenig, obwohl sie mitten unter uns im Norden Belidas leben. Es heißt, sie seien früher weiter verbreitet gewesen, doch heute leben sie nur noch in Mooren und abgelegenen Trockentälern. Ihre Behausungen liegen unter der Erde und sie sind so scheu, daß man sie nur sehr selten sieht, obwohl sie oft nicht weit von Menschen entfernt leben. Nur in besonders kalten Wintern kommen sie in die Dörfer der Menschen und betteln um Essen.
Sie sind sehr zierlich und erreichen nur selten vier Fuß und mehr. Ihre Haar ist dunkelbraun und kringelt sich in feinen Locken eng am Kopf. Ihre Haut ist ebenfalls von dunkler Farbe. Zusätzlich schmücken sie Gesicht und Hände mit seltsamen Mustern. Ob diese jedoch tätowiert oder nur aufgemalt sind, entzieht sich meiner Kenntnis.
Die Stoffe, die sie selbst fertigen, sind mit erdfarbenen Mustern durchwebt, doch verwenden sie auch Tuche, die ihnen von Menschen geschenkt werden. Immer wieder wird auch erzählt, daß sie menschliche Kleidung von der Trockenleine stehlen würden. Ihre Werkzeuge fertigen sie aus Bronze, aber sie achten sehr darauf und so ist meines Wissens niemals eines davon in menschliche Hände gelangt.
Die Regenkinder sprechen die Sprache der Menschen meist sehr gut, über ihre eigene Sprache dagegen ist nichts bekannt. Manchmal kann man im Moor die Musik ihrer Flöten hören und angeblich ist dies ebenfalls eine Form von Sprache.
Die Menschen im Norden Belidas nennen sie die Erdhauser und sagen ihnen große magische Kräfte nach, besonders was das Wachstum von Vieh und Pflanzen angeht. Ein erzürntes Regenkind könne das Vieh unfruchtbar werden und das Korn auf dem Acker verroten lassen. So sind die Menschen stets bemüht, die Erdhauser mit kleinen Geschenken freundlich zu stimmen - ein Brauch, der die Kirche mit Zorn erfüllt. Ihre Kenntnisse über Pflanzen und ihre Heilkräfte sollen immens sein, und so manche Kräuterfrau behauptet von sich, ihre Kenntnisse von den Regenkindern zu haben.
Ob es auch in anderen Gegenden Aurhims Regenkinder gibt, wissen wir nicht. Die Geschichten von Gnomen und Steinwichten in den hochgelegenen, unwirtlichen Gegenden Aronans scheinen aber darauf hinzudeuten.

Die Himmelskinder

Dies ist der Name, der in der Legende der Ishia für die Menschen verwendet wird. Über die Menschen will ich nicht viele Worte verlieren. Sie sind meist etwas über fünf Fuß groß. Die nördlichen Völker - die Naskyr und die Ishia - erreichen auch sechs Fuß und sind damit fast so groß wie die Aleandon. Die Hautfarbe reicht von hellstem Weiß bis zu dunklen Bronzetönen. Die Haare können rot, braun, blond oder schwarz sein, gelockt oder glatt, fein oder kräftig. Auch die Augen zeigen eine große Vielfalt, wenn auch die dunklen Töne überwiegen und nur bei den Menschen im Norden wirklich helles blau und grün auftritt.
Die Menschen haben unzählige Kulturen und Völker geschaffen, die hier nicht alle einzeln aufgeführt werden sollen. Manche davon sind sehr fortgeschritten, andere beherrschen nicht einmal die Metallgewinnung.
Wechselhaft und unbeständig wie der Himmel sind die Menschen. Sie können mutig und großherzig sein, aber auch aggressiv und jähzornig. Pflichtbewußtsein steht neben Selbstsucht, Freigebigkeit neben Habgier. In allen Dingen neigen sie dazu schnellentschlossen, ja fast übereilt zu handeln. Kriege und Streitigkeiten brechen immer wieder zwischen ihnen aus und dennoch - oder gerade deswegen - gelang es ihnen, fast die ganze bekannte Erde zu unterwerfen und die anderen Rassen in entfernte oder unwirtliche Regionen abzudrängen.

In welchem Umfang sich die vier Rassen vermischt haben, wird heiß diskutiert. Sicher ist, daß im Volk der Ishia Aleando-Blut fließt. Manche behaupten sogar, daß alle hellhaarigen Menschen von den Meerkindern abstammen, doch das halte ich für übertrieben. Was die anderen Rassen angeht, so ist die Lage weniger eindeutig. Auffallend ist jedoch, daß es im Norden Belidas und auf Arlin erstaunlich viele kleinwüchsige Menschen mit dunklerem Hautton gibt. Ob in ihren Adern wirklich Regenkindblut fließt, wie es der Volksmund behauptet, wage ich zu bezweifeln. Dagegen erscheint es mir als ziemlich sicher, daß die Herrscher-Kaste des Windkindervolkes im Osten Diconors auf Mischlinge zwischen Windkindern und Menschen zurückgeht. Von Vermischungen der nicht-menschlichen Rassen untereinander ist nichts bekannt.

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