Der Viergötterglaube

Der Glaube an die Vier Götter ist in seinen zwei Spielarten die alles beherrschende Religion im Osten Apaconors. Niemand vermag heute zu sagen, ob er seinen Ursprung bei den Thalwesc oder bei den Naskyrik nahm. In beiden Völkern hatte er jedenfalls bereits alle älteren Kulte spurlos verdrängt, als die Sabemer die ersten Berichte über diese Gegend niederschrieben.

Die vier Götter gelten als Brüder, die die Herrschaft und Sorge über die Welt unter sich aufgeteilt haben. In ihren Statuen werden sie allesamt als junge Männer dargestellt, die jedoch die Adolszenz deutlich hinter sich gelassen haben. Unterscheiden kann man sie recht einfach an der Farbe ihrer Gewänder, Haare und Augen. Manchmal halten sie auch bestimmte Gegenstände in den Händen.

Bera, der manchmal auch Vabera genannt wird, ist der älteste der Brüder. Er steht für den Frühling, den Morgen und die Himmelsrichtung der aufgehenden Sonne, den Osten. Er wird als rothaariger Mann mit grünen Augen und grünem Gewand dargestellt, meist blühen Blumen zu seinen Füßen. In den Händen hält er eine Flöte, deren Töne der Legende zufolge, den Tanz zu den Menschen gebracht haben. Die Menschen beten zu ihm in Dingen der Liebe und der Fruchtbarkeit. Seine Priester schließen Ehen und segnen Kinder am Tag ihrer Namensgebung.
Anevas steht für Sommer, Mittag und den Süden. Er trägt blaue Kleidung. Seine Haare sind blond und seine Augen spiegeln die Farbe seines Gewandes. Er wird mit der Fiedel, sowie mit Klee und Getreide dargestellt. Er beschützt Reisende und Händler. In seinen Klöstern finden Reisende Unterschlupf.
Tajed ist der Schutzherr der Jäger und Fischer, und auch die Bauern würden es nicht wagen, ihn zu erzürnen. Ihm sind der Herbst, der Westen und der Abend zugeordnet. Seine Haare sind wie seine Augen braun, sein Gewand vom flammenden Rot des Herbstlaubs. Dargestellt wird er mit Trauben, Obst und Dudelsack, oft liegt auch ein Jagdhund zu seinen Füßen. Seine Priester leiten die großen Erntedankfeiern und kümmern sich um Arme und Kranke.
Anir oder auch Anekir schließlich steht für den Winter, den Norden und die Nacht. Er trägt stets weiße Gewänder. Seine Haare sind weiß, die Augen grau. Als Zeichen findet sich manchmal ein Wolf zu seinen Füßen, auch wird er oft auf einem Schneehaufen stehend abgebildet. Er trägt kein Musikinstrument, denn ihm ist der Gesang, besonders der Trauergesang, zugeordnet. Die Akeiri-Priester kümmern sich um die Beerdigung der Toten und die Pflege der Friedhöfe. Auch findet man sie manchmal als Begleitung großer Heere. Akeiri wird von den Menschen eher gefürchtet als verehrt, ist er doch der Gott von Kampf, Krieg und Tod. Darüber hinaus wird er auch von vielen als der Schutzherr der Magie betrachtet - sofern diese nicht als vollkommen gottlos oder - auf der anderen Seite - als Hirngespinst abgetan wird.

In den verschiedenen Völkern tragen die Götter etwas unterschiedliche Namen, wenn auch die Verwandschaft selbst für den Ungeübten wohl leicht zu erkennen sein wird. Bei Naskyrik und Thalwesc sind die gleich und dies sind auch die Namen, die ich in diesem Text (wenn auch vielleicht nicht in den anderen) verwendet habe, da sie mir als die ältesten und reinsten Formen erscheinen.

Thalwesc/Naskyrik Bera, Vabera Anevas Tajed Anir, Anekir
Sabema Vafero Anvo Talda Anecro
Belida Fero Envo Talido Incro

Die Mutter, die die vier aus sich heraus, das heißt ohne einen Mann als Vater, geboren hat, trägt keinen Namen. In den Gegenden, in denen sie verehrt wird, wird sie um Weisheit und Schaffenskraft angerufen. Sie ist die Schutzherrin der Frauen und auch der Seher und Weisager. Ihre Himmelsrichtung ist die Mitte. Ihre Zeit das Gestern, das Heute und das Morgen. Schon diese kurze Aufzählung wird wohl deutlich machen, daß die Mysterien der Mutter nicht einfach zu begreifen sind, und so ist der Kreis ihrer Priester eher klein. Nur selten findet man eine bildhafte Darstellung von ihr.

Jahreseinteilung nach den Göttern

Die Hauptfeste der Götter sind jeweils genau ein Vierteljahr auseinander. Diese Tage gehören nicht zu den Monaten, sondern tragen eigene Namen, wie im Aufsatz zum Kalender bereits beschrieben. Der Monat vor, sowie die beiden Monate nach einem Fest werden ebenso diesem Gott zugeordnet. Die einzige Ausnahme von dieser Regel ist Anir, dem nur ein Monat nach seinem Hochfest zugewiesen wird. Denn nach diesem Monat, dem Noled, folgt mit Nastitam das Neujahrsfest, das wie der darauffolgende Yomal der Mutter geweiht ist. Zu abweichenden Gebräuchen in Sabema und Belida verweise ich auf den Text über die Kirchengläubigkeit.
Niedere Feste der Götter sowie die Heiligentage der Kirchengläubigen verteilen sich auf das ganze Jahr und folgen keiner Einteilung.

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Anm. des Herausgebers:
Wer genau hinsieht, erkennt vielleicht, daß der Viergötterglaube von einem Kinderlied inspiriert wurde. Für diejenigen, die es nicht erkannt haben, oder die den Text nicht kennen, ist er hier angeführt:
Es war eine Mutter, die hatte vier Kinder:
Den Frühling, den Sommer, den Herbst und den Winter.
Der Frühling bringt Blumen, der Sommer den Klee,
Der Herbst bringt die Trauben, der Winter den Schnee.

Wie habe ich dieses Lied geliebt, als ich im Kindergarten war!