Seefahrt:

Ein Text in diesem Rahmen kann naturgemäß der vielschichtigen Entwicklung der Seefahrt über die Jahrtausende kaum gerecht werden. Doch sollen hier einige der grundlegendsten Entwicklungen in ihrer geschichtlichen Abfolge aufgezeigt werden.

Alle Küstenbewohner der uns bekannten Welt haben in der einen oder anderen Form gelernt, auf dem Wasser zu verkehren. Die gefunden Lösungen variieren hierbei stark: von ausgehölten Baumstämmen über Flösse bis hin zu fellbespannten Weidengestellen und kleineren Holzbooten. Ihnen allen ist gemein, daß sie sich nie außer Sichtweite des Landes bewegen und keine Fernreisen unternehmen.

Die Sabener

Das erste Volk, das diese Grenzen überwand, waren die Sabener. Schon in den ersten Jahrzehnten unserer Zeitrechnung werden Schiffswerften in Sabessa erwähnt und bereits um das Jahr 200 auc beginnen die ersten Erkundungsreisen entlang der Küsten Apaconors. Die Schiffe dieser Zeit unterschieden sich dabei kaum von denjenigen, die heute noch die Gewässer um Sabema befahren. Es waren schlanke Schiffe, Kraweel beplankt und von vergleichbar niedrigem Freibord. Zur Steuerung dienten zwei lange Ruder, die beidseits des Hecks schräg nach hinten ins Wasser ragten.
Zuerst wurden wohl alle Schiffe gerudert, bald jedoch kamen Segel auf, die schon damals die Form hatten, die man allgemein als sabessisches Segel bezeichnet. Es handelt sich dabei um ein großes, nahezu dreieckiges Tuch, das an einer langen, schrägstehenden Stange am Mast befestigt ist. Diese Stange steht dabei so, daß ein Teil des Segels vor dem Mast liegt. Durch Drehen der Stange um den Mast konnte verschieden hoch am Wind gesegelt werden, vor dem Wind waren die erzielten Geschwindigkeiten aber bescheiden.
Während die Handelsschiffe sehr schnell fast nur noch unter Segel fuhren und bald so dickbäuchig waren, daß sie auch unter der Aufbietung aller Kräfte kaum noch gerudert werden konnten, behielten Kriegsschiffe ihre schlanke Form. Das Beibehalten der Ruder ermöglichte es ihnen, unabhängig vom Wind zu agierern, und lange Zeit war es dem sabessischen Reich ein leichtes, die Bänke mit Kriegsgefangenen zu füllen. Doch auch die Schiffe der Kriegsflotte erhielten einen Mast, der allerdings im Bedarfsfall umgelegt werden konnte. Besonders in Schlachten wurde diese Möglichkeit genutzt, führten die größten Schiffe doch Katapulte mit sich, die enorme Steinkugel im hohen Bogen auf die Schiffe der Feinde schleudern konnte. Ein guter Treffer genügte im Normalfall um den Gegner zu versenken, doch war die Treffsicherheit gering. So beruhte die sabessische Seemacht besonders auf ihren im Enterkampf gedrillten Mannschaften.
Aber egal ob Kriegs- oder Handelsschiff, die sabessichen Kapitäne wagten sich selten außer Sichtweite von Land, da sie hauptsächlich nach Landmarken steuerten, und gerade die Kriegsschiffe mit ihren großen Mannschaften nur für kurze Zeit Proviant mitnehmen konnten. So fuhren sie hauptsächlich an den Küsten des Inneren Meeres entlang und viele der späteren Provinzstädte wurden ursprünglich als Proviantstationen für die Flotte gegründet. Nur die Route zu den Eobragi führte großteils über offenes Meer, mit nur wenigen Inseln, die einen sicheren Zwischenstop bieten konnten. Hier gingen immer wieder Schiffe durch Navigationsfehler verloren. Zum Teil fielen sie auch den mächtigen Stürmen des südlichen Meeres zum Opfer, denen sie mit ihren zierlichen Rümpfen und dem niedrigen Freibord nur schlecht gewachsen waren. Doch der Reichtum, der auf diesen Inseln zu holen war, sorgte dafür, daß sich immer wieder ein wagemutiger Kapitän mit einer ebensolchen Mannschaft fand.

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Anm. des Herausgebers:
Das sabessische Segel ist natürlich nichts anderes, als das Lateinersegel unserer Welt. Witzigerweise haben die Römer selbst gar kein Lateinersegel verwendet; es kam erst später im Mittelmeerraum auf.