Dhaharran

Wir, die Menschen aus dem Osten Apaconors, sprechen von Dhaharran immer, als wäre es ein Land, ein Volk. Tatsächlich aber zeigt sich diese Gegend von sehr unterschiedlicher Gestalt, je nachdem, wo man sich befindet. Die Sprache ist aber überall gleich - oder zumindest können sich alle Dhaharrani unabhängig von ihrer Herkunft verständigen - und auch wenn die Lebensweisen unterschiedlich sind, so fühlen sich die Menschen dieser Gegend doch einer gemeinsamen Kultur zugehörig. Einer Kultur, jedoch nicht eines Landes, denn jede Stadt ist stolz auf ihre Selbstständigkeit und verteidigt sie in der Not bis aufs Blut.

Die Städte der Großen Sarithwüste

Heutzutage sind es fünf an der Zahl, nämlich Yesseni, Ganalim Arahas und Yawrin im Tal des Ne Gao, sowie Aksala am Yekhes, einem Nebenfluß. Früher einmal gab es noch weitere Städte, doch fielen sie der Kriegskunst der Mai San zum Opfer, und so künden heute nur noch Ruinen von ihrem einstigen Stolz. Aber auch die Städte, die bis jetzt überlebt haben, sind vom ständigen Wechsel von Krieg und Frieden gezeichnet. Keine unter ihnen, die nicht wenigstens für kurze Zeit unter der Herrschaft des Nachbarvolkes gestanden hätte. So finden sich hier starke Einflüsse eben jenes Volkes, ganz gleich, ob man nun die Philosophie, die Kunst, die Literatur oder auch Bereiche des täglichen Lebens wie Tracht, Essen oder Baukunst betrachtet. Noch besser aber erkennt man die Auswirkungen des jahrhundertelangen Unfriedens an der trotzig zur Schau gestellten kriegerischen Stärke dieser Städte. Mit starken Mauern gerüstet erheben sie sich auf steilen Felsklippen über den Tälern, in denen die von unzähligen Kanälen bewässerten Felder liegen. Rückt ein feindliches Heer heran - das durchaus aus der Nachbarstadt kommen kann - so ziehen sich die Bewohner in diese schier uneinnehmbaren Festungen zurück. Nur noch der Hunger kann sie dann bezwingen, und egal, wer gerade die Macht in der Stadt hat, er wird peinlichst darauf achten, daß stets Vorräte für mehrere Monate in den großen Speichern gelagert sind.

Die Bewohner dieser Städte geben sich nicht weniger kriegerisch als ihre Heimat. Schon kleine Buben tragen stets einen Dolch am Gürtel und die erwachsenen Männer sind auch in Friedenszeiten nie ohne Schwert zu sehen. Nur Sklaven ist das Tragen einer Waffe verboten, und der Reisende, der Wert auf seine Freiheit legt, tut gut daran, diese Sitte zu beachten.

Die Kleine Sarithwüste

Die Kleine Sarithwüste zwischen den Gelfirnen und dem Inneren Meer ist wohl die unfruchtbarste und lebensfeindlichste Gegend des ganzen Landes. Kein Weg, keine Straße führt durch sie hindurch und kein Mensch würde es wagen, sich in ihrem Inneren niederzulassen. Nur an der Küste gibt es einige ärmliche Fischerdörfer, doch wenn die Gerüchte wahr sind, so verdienen sich die Menschen dort ihren Lebensunterhalt eher durch Piraterie und Sklavenhandel, denn durch ehrlichen Fischfang.

Die Gelfirnen

Auch im großen Gebirge der Gelfirnen gibt es kaum Städte oder Dörfer. Die Menschen, die hier leben sind größtenteils Viehhirten und ziehen das ganze Jahr mit ihren Herden umher. Die wenigen Dörfer liegen meist an Stellen, an denen Gold und Silber gefunden wird, und unterstehen in aller Regel einer der mächtigen Städte an der dhaharranischen Südküste, die ihre Interessen mit starken Garnisonen zu schützen wissen.

Drei Städte gibt es jedoch in diesem Gebirge, und ihre Bedeutung kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Die edelste unter ihnen ist Gebrra, die Heilige Stadt. Von keiner Mauer geschützt liegt sie hoch in dem Pass, durch den Straße von Yesseni nach Arkassam führt. Hier residiert seit Jahrhunderten der Eremit von Gebrra, wie Sadaf, der Begründer der dhaharranischen Religion in ihrer heutigen Form, und alle seine Nachfolger seitdem genannt wurden. Noch heute gilt der Eremit von Gebrra als das geistige Oberhaupt aller Dhaharrani und selbst die Priester der Mai San im fernen Gao Nai erkennen seine Authorität an, wenn sie auch ihre Loyalität allein ihrem Kaiser schulden.

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Anm. des Herausgebers:
Da die Karte in der Grße schlecht zu lesen ist, gibt es sie hier noch einmal etwas größer.