Ishia -Religion (Forts.)

Schamanen

Die Schamanen stehen außerhalb der Unterteilung in Jäger und Sammler. Die wenigsten von ihnen sind verheiratet und oft findet man unter ihnen Menschen, denen die strengen Gesetze der Ishia ansonsten ein Überleben verweigert hätten, wie zum Beispiel Blinde und Lahme.
Die erste Tat eines Schamanen, dessen Meister gerade gestorben ist, ist es, sich einen Nachfolger zu suchen. Auf diese Weise soll verhindert werden, daß der Stamm jemals ohne Schamane ist. Meistens wird ein Kind als Nachfolger ausgewählt, das dann langsam in seine neue Aufgabe hineinwächst. In seltenen Fällen kommt es aber auch vor, daß ein jungener Erwachsener von sich aus darum bittet, in die Geheimnisse des Schamanen eingeweiht zu werden. Wenn der Wunsch echt und ernsthaft ist, wird ihm in der Regel stattgegeben.
In ihrer Ausbildung lernen die Schamanen in Gesängen und Tänzen mit den Seelen zu sprechen und sie dazu zu bringen, den Menschen beizustehen. Sie beten zu den Seelen der Tiere um Jagdglück, zu den Seelen von Wind und Regen und Schnee um freundliches Wetter, zu den Seelen der Erde und der Pflanzen um eine reiche Ernte. Um diese Aufgaben erfüllen zu können, wissen sie Tränke zuzubereiten, die die Seele für einige Zeit von ihrem Körper befreien. Erst dann, wenn sie nicht mehr von den irdischen Nöten des Körpers abgelenkt ist, kann sie sich frei bewegen. Bestimmte Meditations- und Konzentrationsübungen dienen dem gleichen Zweck.
Schließlich spielen die Schamanen auch eine wichtige Rolle bei der Heilung Kranker. Obwohl den Ishia vielfältige Arzneien bekannt sind - die meisten von ihnen pflanzlicher Natur - stehen sie vielen Krankheiten doch hilflos gegenüber. In so einem Fall kann der Schamane Kraft von einem Verwandten an den Kranken selbst übertragen und ihm so in der Genesung helfen.

Sänger - die Träger der Geheimnisse

Doch die Schamanen sind nicht die einzigen Menschen eines Stammes, die geheimes Wissen bewahren. Zusätzlich von ihnen gibt es gewisse Männer und Frauen, die zusammen "die Sänger" genannt werden, von denen aber jeder einen eigenen Titel trägt. Neben ihren normalen Tätigkeiten als Jäger oder Sammler bewahren sie das Wissen der Generationen in Form von bestimmten Liedern auf. Diese Lieder enthalten vor allem solches Wissen, das nicht ständig, sondern nur von Zeit zu Zeit benötigt wird, manchmal sogar über mehrere Generationen gar nicht. Dabei ist jeder der Sänger für ein bestimmtes Gebiet zuständig: die Jagd, Heilpflanzen, Geburtshilfe, Nährpflanzen, sowie das Wissen um die Abfolge der Jahre und die Ereignisse des Himmels. Fühlt einer der Sänger seinen Tod herannahen, so sucht er sich einen Nachfolger. Trifft ihn der Tod dagegen unvorbereitet und ohne Nachfolger, so ist der Stamm gezwungen, einen der ihren zu einem benachbarten Stamm zu schicken, um dort das Lied zu lernen. Für diese Hilfeleistung muß ein hoer Preis, meist in Pferden oder Fellen, bezahlt werden. Wann immer sich zwei Sänger des gleichen Liedes begegnen, tauschen sie ihre Gesänge aus. Zwischen ihnen gibt es niemals Feindschaft, egal wie verfeindet ihre Stämme sind. Beim großen Mittsommerfest aller Stämme kommen schließlich alle neun Sänger eines Liedes zusammen. Auf diese Weise wird sichergestellt, daß kein Stamm Wissen für sich behält, das mit dem Tod seines Trägers verlorengehen könnte.

Verwandte Themen: