Mai San (Forts.)

Bildung

Die Mai San haben eine reiche Kultur, die auf vielen Gebieten außergewöhnliches vollbracht hat. Besondere Beachtung hat dabei das System von Schulen verdient, das auf ganz Aurhim nicht seinesgleichen hat.
Jeder Mai San, egal ob Junge oder Mädchen, muß ab seinem sechsten Frühjahr die Volksschule besuchen. Solche Schulen finden sich in beinahe jedem Dorf, so daß kein Kind einen langen Weg auf sich nehmen muß, oder sogar sein Elternhaus verlassen. Dort lernen die Kinder vor allem Lesen und Schreiben, aber auch ein wenig Rechnen. Nach drei Jahren müssen sich die Kinder einer Prüfung unterziehen. Wer besteht, darf weitere drei Jahre die Schule besuchen. Die anderen werden von nun an von ihren Eltern in einem Beruf unterrichtet.
Im Alter von elf Jahren unterziehen sich die Begabtesten Schüler dem Landexamen. Diese Prüfung ist ausgesprochen streng und viele scheitern daran. Wer sie aber besteht, dem stehen die Seminare offen. Da es solche Schulen nur in mittleren und größeren Städten gibt, bedeutet das für die meisten Kinder, daß sie ihr Elternhaus verlassen müssen. Aus diesem Grund sind den Schulen Internate angegliedert und diese gelten so viel, daß selbst Schüler, die weiter daheim wohnen könnten, oft dort einziehen. Wieder wird nach drei Jahren eine Vorauswahl getroffen, wieder dauert die Schulzeit für diejenigen, die diese Prüfung bestehen weitere drei Jahre. Wer das Seminar im Alter von siebzehn Jahren verläßt, hat eine gute Ausbildung in allen Bereichen genossen und ist wohl fähig seinen Platz in der Verwaltung oder als Lehrer an einer der Volksschulen einzunehmen.

Doch wer höhere Ziele hat, muß noch weiter lernen. Zuerst aber gilt es, die Aufnahmeprüfung an einer der sechs Großen Schulen zu bestehen. Diese Großen Schulen könnte man mit einer Universität vergleichen, allein, sie widmen sich jeweils einem Zweig der Wissenschaft. Im Einzelnen sind das die folgenden:
die Große Schule von Gao Nai
Sie widmet sich ausschließlich der Theologie.
die Große Schule von Blo Xeng
Sie dient dem Studium der Mathematik, worunter in Mai Hoi Ne auch Astronomie, Kartographie und Finanzwesen fallen.
die Große Schule von Waish Nô
Hier wird die Juresprudenz und die ihr untergeordnete Geschichtsschreibung gepflegt.
die Große Schule von Shao Do
Hier werden alle Wissenschaften, die der Verwaltung dienen, gelehrt. Dazu gehören unter anderem die Agrarwissenschaft, die Kunde von fremden Ländern und ihren Völkern und das Handelswesen.
die Große Schule von Shô Sei Ân
Ihre Gelehrten haben große Fertigkeiten in der Medizin und Heilkunde erreicht. Hier wird auch Tier- und Pflanzenkunde studiert.
die Große Schule von Bô Yai
Diese Schule ist verantwortlich für den hohen Stand der Mai San Technik. Insebsondere werden hier Metallurgie, Baukunst, Straßen- und Schiffsbau gelehrt.
Es fällt auf, daß Dinge wie Literatur, Malerei oder Philosophie an keiner der Großen Schulen gesondert gelehrt wird. Dies liegt daran, daß die Mai San der festen Überzeugung sind, daß diese Fächer einem jeden Gelehrten geziemen und deshalb an jeder der Großen Schulen gepflegt werden.
Weiterhin ist bemerkenswert, daß in Kiap Sho, der Hauptstadt Mai Hoi Nes, die doch sonst in jederlei Hinsicht als Zentrum dient, keine Große Schule angesiedelt ist. Dies hat zum einen historische Gründe, zum anderen ist es auch eine bewußte Entscheidung, werden doch so die Großen Schulen dem direkten Zugriff des Kaisers entzogen, so daß sie sich frei der Wissenschaft widmen können.
Das bedeutet aber nicht, daß der Kaiser kein Interesse an den Großen Schulen zeigen würde. Im Gegenteil, seine höchsten Beamten sind ausnahmslos Absolventen dieser Schulen. Einige davon dienen darüberhinaus als Inspektoren, die die Schulen in regelmäßigen Abständen besuchen und dem Kaiser von ihren Eindrücken berichten. Hat sich ein Beamter am Kaiserhof besondere Verdienste erworben, so wird er dafür oft mit einem Lehrstuhl an seiner Großen Schule belohnt, und bindet die Schule wiederum enger an den Hof.

Das Studium an einer der Großen Schulen dauert mehrere Jahre. Wenn der Zögling von seinem Lehrer für reif befunden wird, darf er sich der Prüfung stellen. Diese Prüfung wird von mehreren Lehrern in Anwesenheit eines kaiserlichen Inspektors abgenommen. Wer sie besteht, dem stehen die höchsten Ämter offen.

Die Volksschule ist für alle Schüler kostenlos und auch während des Studiums an Seminar und Großer Schule hat der Zögling keine Gebühren zu entrichten, ja, muß nicht einmal für seinen Lebensunterhalt aufkommen. Allerdings muß er die während seiner Ausbildung entstandenen Kosten zurückzahlen, sobald er seine Ausbildung beendet. Stammt er aus einer armen Familie und hat keinen reichen Gönner, so bleibt ihm nur die Wahl, sich für Wucherzinsen das nötig Geld zu leihen, oder in den Dienst des Kaisers oder der Kirche zu treten. Den dem, der diesen Weg einschlägt, werden alle Schulden erlassen. Auf diese Weise gelingt es dem Kaiser der Mai San, aus allen seinen Untertanen, die fähigsten an sich zu binden und sie zum Dienst am Staat zu verpflichten, sei es als Beamter oder als Priester.

Doch dieses System ist nicht so gerecht, wie es auf den ersten Blick erscheint. Auf dem Papier stehen alle Schulen jedem Bürger gleichermaßen offen, egal, ob er arm oder reich, adlig oder von einfacher Abstammung ist. Allein die persönliche Leistung wird bewertet. Allerdings erhalten Kinder reicher Eltern oft eine bessere Ausbildung, werden zu teuren Privatlehrern geschickt, um so ihre Chance bei den Prüfungen zu verbessern. Früher soll es auch Fälle gegeben haben, wo ein Prüfer gegen Bestechung ein Auge zugedrückt hat, doch im Moment wird streng darauf geachtet, daß dies nicht eintritt.
Und auch die Gleichheit zwischen den Geschlechtern ist nicht wirklich gegeben. Sind es in den Volksschulen noch etwa gleichviel Mädchen wie Jungen, werden die jungen Frauen in den Seminaren schon selten und auf den Großen Schulen sind sie vollends die Ausnahme. Das liegt nicht nur daran, daß die Eltern die jungen Frauen ungern in fremde Obhut geben, sondern auch daran, daß Frauen nicht als Beamte, Priester oder Lehrer von Seminaren und Großen Schulen eingestellt werden. Eine Frau, die nicht über den nötigen Besitz verfügt, hätte also keine Möglichkeit, ihre Schulden abzubezahlen. Nur wenige Frauen haben so viel Vertrauen in ihr Können, daß sie das Risiko eingehen und die Schulden mit Einkünften aus einer Tätigkeit als Privatgelehrter abstottern.

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