Außer den Verben werden nur Nomen und Pronomen flektiert und diese auch oft nur unvollständig.
Der Plural wird durch das Affix -an- gebildet. Dieses steht immer vor der letzten Silbe: bei einsilbigen Wörtern also am Anfang, bei zwei- und mehrsilbigen Wörtern zwischen der vorletzten und der letzten Silbe. Endet dabei die vorletzte Silbe auf a, o oder u, fällt das a der Pluralsilbe weg.
shay (Mond) | > | anshay (Monde) |
thirmu (Mammut) | > | thirmanu (Mammuts) |
nihine (Pfeil) | > | nihinane (Pfeile) |
ramutho (Zauberspruch) | > | ramuntho (Zaubersprüche) |
Eine Ausnahme zu dieser Regel bilden Wörter, bei denen zwischen den beiden letzten Vokalen ein h, j oder v steht, bzw. ein r zwischen Diphtong und Vokal. Obwohl in diesen Fällen der Konsonant eigentlich als zur letzten Silbe gehörig empfunden wird, wird das Pluralaffix erst danach eingeschoben.
shija (Auge) | > | shijana (Augen, NICHT shianja) |
ayren (Wald) | > | ayranen (Wälder, NICHT ayanren) |
Nomen haben nur zwei Formen: Singular und Plural. Ein grammatisches Geschlecht läßt sich an ihnen dagegen nicht ablesen. Will man das Geschlecht eines Wortes explizit klarmachen, muß man entweder ein entsprechendes Adjektiv verwenden oder ein Personalpronomen.
Qeyak ruja-tovaya. | Der Wolf/die Wölfin ist gefährlich. |
Queyak-isasha ruja-tovaya. | Die Wölfin [der weibliche Wolf] ist gefährlich. |
Queyak, se ruja-tovaya. | Die Wölfin, sie ist gefährlich. |
Im Gegensatz zu den Nomen haben sich die Personalpronomen im Ishia noch ihre vollständige Deklination erhalten.
Singular | 1.Pers | 2.Pers | 3.Pers (mask) |
(fem) | (neut) |
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Nominativ | he | ma | ju | se | ko | |
Genitiv | hiro | maro | jiro | ser | koro | |
Dativ | his | m'si | jusi | si | kosi | |
Akkusativ | hira | mira | jura | sira | kora | |
Assoziativ | hesa | meos | jes | seos | kos | |
Plural | 1.Pers | 2.Pers | 3.Pers (mask) |
(fem) | (pers) | (neut) |
Nominativ | om | no | aju | ase | ich | anko |
Genitiv | emo | nero | ajiro | anser | icho | ankoro |
Dativ | mesi | nesi | ajusi | ansi | isi | ankosi |
Akkusativ | omra | nera | ajura | asira | ira | ankora |
Assoziativ | emos | neos | ajes | aseos | ichos | ankos |
Was die dritte Person angeht, so sind Tiere maskulin bzw. feminin, wenn das Geschlecht bekannt ist, ansonsten neutrum. Unbelebte Gegenstände sind immer sächlich. Was allerdings als unbelebt angesehen wird, kann je nach Sprecher und Zusammenhang variieren. Personen sind immer maskulin oder feminin. Im Plural gibt es noch einen personellen Genus, der für gemischte Gruppen von belebten Wesen gebraucht wird.
Im Ishia wird zwischen Adjektiven und Adverbien nicht unterschieden, beide werden nicht flektiert und stehen direkt hinter dem Bezugswort.
shay-itzu | schmaler Mond (Sichelmond) |
ju ruja-tovaya | er ist gefährlich |
Bei mehreren Adjektiven/Adverbien steht das stärker betonte hinter dem Bezugswort, die restlichen davor.
riush iruvi-itzu | weiße SCHMALE Blume |
itzu iruvi-riush | WEISSE schmale Blume |
In Haupt- und Nebensätzen gilt strikt Subjekt - Objekt - Verb.
Ja/Nein-Fragen werden durch das Wort "Ne" am Anfang gekennzeichnet. Andere Fragen sind durch das Fragewort kenntlich. Dieses Wort steht an der Stelle des Wortes, nach dem es fragt.
Jitay cheytoni k'eshdu. | Der Krieger reitet nach Norden |
Ne jitay cheytoni k'eshdu? | Reitet der Krieger nach Norden? |
Jitay cheytoni ka hana? | Wohin reitet der Krieger? (Der Krieger reitet nach wo?) |
Kurze Relativsätze stehen direkt hinter dem Bezugswort. In ihnen gilt die Wortstellung Relativpartikel-Verb-Objekt-Relativpartikel. Stört ein Relativsatz den Hauptsatz zu sehr, wird er an das Ende des Satzes gestellt unter Wiederholung des Bezugswortes oder eines entsprechenden Pronomens. In diesem Fall entfällt der erste Relativpartikel.
Jitay, sho queyak ethuathu sho, cheytoni k'eshdu.
Der Krieger, der den Wolf tötete, reitet nach Norden.
Jitay cheytoni k'eshdu, ju queyak ethuathu sho.
Der Krieger reitet nach Norden, der den Wolf tötete.
In der indirekten rede steht stets der Konjunktiv. Je nach Bedeutung wird dabei Realis oder Irrealis verwendet. Eingeleitet wird die indirekte Rede vom Partikel h’
Ju etay, h’ ju ayusaash. | Er sagt, er fühle. |
Ju etay, h’ ju ayusave. | Er sagt, er fühlte. |
Die strikten Regeln zur Wortstellung sind in der formellen Sprache gelockert. So lange der Sinn klar bleibt, können die Wörter hier nach belieben umgestellt werden. Diese Ausdrucksweise wird besonders in Ritualen und bei der Anrufung von übernatürlichen Wesen verwendet. Schamanen sprechen häufig ausschließlich in der formellen Sprache, um ihren Mittlerstatus zu betonen. Auch sonst wird die formelle Sprache bei besonders wichtigen oder feierlichen Gelegenheiten verwendet.
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