Velcath

Velcath, die Sprache der Thalwesc wird heute noch in weiten Gebieten Nord-Belidas gesprochen, besonders von der einfachen Bevölkerung. Sein kulturelles Zentrum befindet sich jedoch auf Arlin, der Insel, die den belidischen Eroberern am längsten die Stirn bieten konnte.
Velcath wird heutzutage manchmal auch mit den sabessischen Schrift geschrieben, häufiger aber ist die Verwendung der nördlichen Runenschrift, wie sie auch von den Naskyrik gebraucht wird. Wer sich mit dieser Schrift vertraut macht, dem erschließt sich der reichhaltige Schatz der literarischen Tradition des Velcath. Neben Annalen und Verträgen finden sich auch Erzählungen, Gedichte und epische Lieder.

Klassen

Die wohl herausstechendste Besonderheit des Velcath sind die sogenannten Klassen, in die beinahe jedes Wort entsprechend seiner Bedeutung eingeordnet wird. Auch wenn nicht alle Klassen für jedes Wort denkbar sind, so kann der Sprecher sie doch prinzipiell frei wählen. Auf diese Weise gelingt es dem Velcath stellenweise, komplizierte Sachverhältnisse mit wenigen Worten auszudrücken oder einen feinen Hintersinn in scheinbar harmlose Bemerkungen einfließen zu lassen.
Man unterscheidet neun verschiedene Klassen, wobei die letzte nur verwendet wird, wenn keine der anderen Klassen zu passen scheint, eine Lage, in die ein Muttersprachler kaum jemals gelangt.
Die Klasse wird durch ein Suffix ausgedrückt, das nicht nur an Nomen, sondern auch alle von einem Nomen abhängigen Wörter und sogar an Verben angehängt wird. Dieses Klassensuffix hat darüber hinaus auch den Zweck, zwischen Singular und Plural zu unterscheiden. Dabei gibt es für jede Klasse und jeden Numerus zwei verschiedene Formen, von denen die in der folgenden Tabelle jeweils zuerst aufgeführte Form immer dann verwendet wird, wenn der Wortstamm
* mit Vokal endet
* mit n oder f endet (Ausnahme hiervon ist die Singularform der dritten Klasse)
* mit g endet (gilt nur für die Pluralform der dritten Klasse)
* mit dem Konsonant endet, mit dem das Suffix beginnt. In diesem Fall wird der Konsonant nicht gedoppelt.

Klasse Bedeutung Singular Plural
1 religiöse Bezeichnungen -thon/-is -thanu/-inas
2 herrschaftliche, politische Bezeichnungen -rlola/-orl -rlul/-url
3 Personen (auch Namen) -n/-in -ne/-ene
4 Sinneswahrnehmungen -tha /-ath -the /-eth
5 Abstracta -lumn/-unam -lhanud/-unad
6 Tiere -ced/-iced -cab/-ecab
7 geographische Bezeichnungen und Pflanzen -lwe/-elwe -lha/-elsa
8 Gegenstände -tir/-ir -tam/-emat
9 Sonstiges -do/-ido

Die Bedeutungsverschiebungen, die ein Wort allein durch die Einordnung in die eine oder andere Klasse erfahren kann, soll am Beispiel des Wortes 'ceb' (Haus) verdeutlicht werden. Normalerweise würde es wohl der achten Klasse zugeordnet werden: cebir, ein ganz normales Haus. Als Mitglied der ersten Klasse könnte mit cebis allerdings ein Tempel oder auch ein von den Göttern besonders gesegnetes Haus bezeichnet werden. Das Suffix der Klasse zwei würde es zu einem Palast, einem Herrensitz oder auch einen Rathaus machen: ceborl. In der dritten Klasse würde cebin den Hausherrn, cebene dagegen alle Mitglieder des Haushalts, die Familie, bezeichnen. Cebunam dagegen stünde als Abstractum für den Typ eines Hauses, ohne sich jetzt auf ein spezielles Exemplar zu beziehen. Alle diese Ausdrücke müßten aber in einer streng wörtlichen Übersetzung als 'Haus' wiedergegeben werden. In ähnlicher Weise kann man auch einer Person höchste Ehre oder auch größten Schimpf angedeihen lassen, je nachdem welches Suffix man mit ihrem Namen verwendet.

Anmerkung:
Ich habe mich in diesem Buch im Allgemeinen bemüht, Namen jeweils so zu verwenden, wie sie von einem Angehörigen des entsprechenden Volkes verwendet würden. Bei Namen aus dem Velcath bin ich dabei allerdings an meine Grenzen gestoßen. Hätte ich wirklich je nach Bedeutung ein anderes Suffix verwendet, so hätten wohl die meisten Leser ob der vielen verschiedenen Formen eines Wortes bald den Überblick verloren. Deswegen habe ich es mir zur Regel gemacht, jeden Namen nur in seiner gebräuchlichsten Form zu verwenden, auch wenn in einem bestimmten Zusammenhang eine andere Klasse vielleicht angebrachter gewesen wäre. Von dieser Regel bin ich nur in einigen wenigen Fällen abgewichen, nämlich dann, wenn das Wort einem Leser von durchschnittlicher Bildung in einer anderen Form geläufiger wäre. Das prominenteste Beispiel dafür ist der Name des Volkes selbst, der in Belida und Sabema meist als 'Thalwesc', d.h. klassenlos angegeben wird, während die Menschen dieses Volkes sich selbst eher als 'Thalwescene' bezeichnen.

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Anm. des Herausgebers:
Eine kurze Auflistung der Laute des Velcath und ihrer Aussprache. Wo keine Ausprache angegeben ist, unterscheidet sich der Klang nicht vom Deutschen.

Vokale Konsonanten
A B wie k
E C
I D
O Fh stark behauchtes f
U G siehe Anmerkung 1
H
J wie j in deutsch Jagd
L wie l in deutsch Luft
Lh stark behauchtes l
M
N
P wie p in franz. père
Ph wie p in deutsch Peter
Rl stark gerolltes r
Z wie z in engl. zoo
S wie s in engl. see
St wie st in engl. stop
T
Th wie th in engl. with, siehe Anmerkung 2
V wie w in deutsch Wasser
Lw ähnlich wie w in engl. water jedoch noch betonter

Anmerkung 1: -ng- wird wie -nj- gesprochen
Anmerkung 2: vor Vokal wird th stimmhaft gesprochen (wie th in engl. this). Das gilt auch über die Wortgrenze hinweg.