Siquai Bredhale

* 1101 aun in Alt-Tiluvo
+ 494 aun in Leleole

Prinz Siquai ist eine der widersprüchlichsten Gestalten in der Geschichte der Aleandon. Sein Vater Shanur stammte aus dem hochadligen Haus der Bredhale, seine Mutter Enabel Seviluêl wurde kurz nach seiner Geburt Königin der Aleandon. Ihm selbst gelang schon in seiner Jugend alles, was er nur begann. Seine große Liebe jedoch galt der Waffenkunst - keine schlechte Wahl für einen Prinzen in einer Zeit so voll von Kriegen wie diese. Von solchem Geschick zeigte er sich, daß seine Eltern beschlossen, ihm sein Erbe zu übertragen, obwohl er noch nicht verheiratet war. So übernahm er die Güter seines Vaters. Das mütterliche Erbe - und damit die Krone - würde an seinen jüngeren Bruder Senodan gehen, wie es bis heute Brauch bei den Aleandon ist. Aber Siquai zeigte keinerlei Interesse an der Herrscherwürde und den mit ihr verbundenen Pflichten. Lieber setzte er seinen Reichtum und seine Macht ein, um die Welt zu bereisen und so seinem Volk zu dienen. Denn die Zeiten waren schlecht. Das Wetter hatte sich abrupt verschlechtert und die Menschen, die eine Mißernte nach der anderen erleiden mußten, überzogen die Aleandon, die besser zu wirtschaften wußten, in ihrem Neid mit Krieg und Hass.
In den Jahren um 600 aun bereiste Siquai mehrfach den Kontinent, den wir heute unter dem Namen Diconor kennen. Menschenleer und mit Naturschätzen schien er ihm wie geeignet, um den Aleandon eine neue Heimat frei von Sorge und Kampf zu bieten. So gründete er schließlich im Norden des Kontinents eine neue Stadt, Neshive, die seinem Wunsch nach zur Keimzelle eines neuen Reiches werden sollte. Doch zurück in der Heimat fand er nur wenig Anhänger für seine Ideen. Die meisten wollten die alte Heimat, der sie schon so lange Zeit verbunden waren, nicht leichtfertig aufgeben. Die Probleme mit den Menschen und den anderen Rassen würden sich schon wieder legen. Siquai gab schließlich auf und kehrte nach Neshive zurück, wo er sich mit aller Kraft der jungen Stadt widmete - und Neshive blühte.
Auf dem alten Kontinent wurde die Lage aber immer schlechter. Eine Stadt nach der anderen fiel und bald drängten sich die Flüchtlinge im Land um Alt-Tiluvo, das allein noch Sicherheit versprach. Siquai aber blieb in Neshive und verschloß sein Herz vor dem Leiden seines Volkes. Nicht einmal der Tod seiner Mutter im Jahr 521 aun und die Krönung seines Bruders zum König konnten ihn zurück in die Heimat locken.
Im Jahr 506 aun war auch Alt-Tiluvo nicht länger sicher. Ein großer Heer von Menschen und Windkindern, die sich gegen die verhassten Aleandon zusammengeschlossen hatten, rückte gegen die Stadt vor. Bald zeigte sich, daß die Aleandon ihrer gebündelten Macht nicht Herr werden konnten. Immer lauter wurden die Stimmen, die an Siquais Künste im Kampf erinnerten und schließlich wußte König Senodan sich nicht mehr anders zu helfen, als nach Neshive zu reisen und Siquai um Unterstützung anzuflehen. Siquai hielt seinen Bruder über eine Woche lang hin, doch schließlich willigte er ein. Schon lange hatte er alle waffenfähigen Männer Neshives im Kampf geschult und an der Spitze dieser schlagkräftigen Gruppe kehrte er im Sommer des Jahres 505 aun nach Alt-Tiluvo zurück, wo ihn die Bewohner mit großem Jubel empfingen. Senodan freute sich über den wiedergewonnen Bruder und ernannte ihn zum General über alle Truppen der Aleandon und ihrer Verbündeten.
Siquai enttäuschte das in ihn gesetzte Vertrauen nicht. Zum ersten Mal seit vielen Jahren gelang es den Aleandon ihre Feinde zurückzudrängen. Doch Siquai ließ sich von den ersten Erfolgen nicht blenden. Noch immer waren sein Volk zahlenmäßig weit überlegen und der Hunger verlieh seinen Gegnern Mut. Gegen den Willen der konservativen Kräfte in Tiluvo setzte Siquai durch, daß auch die menschlichen Verbündeten der Aleandon an der Waffe ausgebildet und zum Kriegsdienst herangezogen wurden. Diese Menschen lebten schon seit vielen Jahrhunderten nahe den Siedlungen der Aleandon und genossen ihren Schutz, während sie zum Ausgleich viele der schweren und unbeliebten Aufgaben übernahmen. Auch ihre Heimat war also in Gefahr und balden zogen die menschlichen Hilfstruppen wie selbstverständlich mit dem Heer der Aleandon in den Krieg.
Etwa zu dieser Zeit muß auch die Affaire Siquais, der noch immer nicht verheiratet war, mit einer Menschenfrau ihren Anfang genommen haben. Über diese Frau und die Gründe, die ihn zu ihr getrieben haben, ist wenig bekannt, ja, nicht einmal ihr Name ist überliefert. Obwohl Siquai die Affaire nicht geheim hielt, verbot er sich doch jede Einmischung. Er selbst sprach nie über diese Frau und den Sohn, den sie ihm im Jahr 503 aun gebar, doch soll er ein zwar distanzierter, aber gleichwohl liebevoller Vater gewesen sein. Viel Zeit dafür blieb ihm nicht.
Im Jahr 501 aun fiel König Senodan in der Schlacht. Siquai gelang es noch, den Schwerverletzten in Sicherheit zu bringen, doch bevor sie ihn in die Stadt zurückbringen konnten verstarb er in Gegenwart seines Bruders und einiger hochgestellter Adliger. Seine letzten Worte galten seiner Tochter Neâr, die nun die Krone übernehmen sollte. Umso größer war das Erstaunen, als Siquai - nach gewonnener Schlacht - sich selbst zum König krönen ließ. Neâr, die gerade eben erst erwachsen geworden war, sei zu jung um ein Volk in einer solch schwierigen Lage zu führen, auch brauche es jetzt einen Krieger auf dem Thron und keine Frau. Der Adel murrte, es kamen Gerüchte auf, daß Siquai den Tod seines Bruder verschuldet hätte, oder ihn zumindest hätte verhindern können. Doch die niederen Schichten liebten den siegverwöhnten Anführer und auch die Menschen, die ihn fast schon als einen der ihren ansahen, stellten sich hinter ihn. Siquai gingauf die Vorwürfe gegen ihn gar nicht ein, sondern kümmerte sich mit all seiner Energie der Verteidigung der Stadt und mit jedem weiteren Sieg wurden die Stimmen gegen ihn leiser. Dabei war er kein einfacher Herrscher. Mit eiserner Faust regierte er die Stadt und zwang alle, sich ganz dem Ziel, den Krieg zu gewinnen, unterzuordnen.

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