Firas-isha (Forts.)

Als hätte dieser Heldenmut den Willen des Winters gebrochen, bessert sich das Wetter und die Ishia erleben einen reichen Frühling. Doch es sind nicht nur Blumen, die unter der wiederkehrenden Sonne erblühen. Mani hat in den harten Wintertagen erkannt, daß unter der angeberischen, hochmütigen Schale, die Firas nach außen präsentiert, ein Kern von Pflichtbewußtsein, Ehre und tiefer Liebe für sein Volk liegt. Schließlich muß sie sich eingestehen, daß sie ihr Herz an den stolzen Krieger verloren hat und die beiden werden ein Paar. Damit neigt sich die Waage endgültig zu Firas' Gunsten. Auch Kutona betraut seinen Sohn nun mehr und mehr mit wichtigen Aufgaben und alle sind sich einig, daß Firas seinem Vater wohl als Häuptling nachfolgen wird. Doch niemand spricht dies offen aus - bis auf Firas - und es gibt einige, die ihm diesen Ausspruch übel nehmen. So beginnt sich der Stamm zu spalten, in die, die den jungen Krieger bewundern und verehren, und in die, die ihn am liebsten loswerden würden.

Aber noch lebt Kutona und der Stamm steht vor einem anderen Problem. Die Pferdeherden, die im Winter verloren gegangen waren, müssen neu begründet werden, sonst ist die Jagdzeit von Frühling und Sommer in Gefahr. Firas leitet die Gruppe, die zu den anderen Stämmen reist, um dort Pferde einzutauschen. Doch die Preise sind hoch und besonders gute Zuchtstuten sind beinahe unerschwinglich. In dieser Situation schlägt wieder einmal Firas' Wagemut durch. Er fordert einen der stärksten und erfahrensten Krieger der Ishia zum Zweikampf heraus. Als Wetteinsatz fordert er eine Stute sowie einen jungen Hengst - und setzt sein eigenes Leben dagegen. Das Wagnis gelingt und wieder ist sein Ansehen, aber auch sein Hochmut gewachsen. Seine Gegner sehen allmählich ihre Felle davon schwimmen. Firas scheint von einem schier unbegreiflichen Glück gesegnet zu sein, und auf geradem Weg ist er kaum noch zu bremsen. Angeführt wird die Gruppe der Gegner von Aykish, doch ist es nicht allein Ehrgeiz und verletzter Stolz, die seine Feindschaft nähren. Aykish ist im tiefsten Inneren seines Herzen überzeugt, daß Firas wohl ein guter Krieger sein mag, daß er aber seinen Stamm innerhalb kürzester Zeit zugrunde richten würde, da ihm jedes Verständnis für Versagen fehlt. Aykish schwört sich, dies nicht zuzulassen.

Mani, in vielen Dingen einfühlsamer als Firas, beginnt die Gefahr zu ahnen und versucht Firas zu bremsen, doch der läßt sich nicht hineinreden. Dann eines Tages im Sommer entdeckt Mani, daß sie schwanger ist. Firas ist nun nicht mehr nur ein Liebhaber, er ist der Mann, von dem ihr Leben und das Leben des Kindes in den nächsten Jahren abhängen wird. Noch einmal stellt sie ihn zur Rede und es kommt zu einem großen Streit. Mani und Firas trennen sich im Zorn und jeder im Stamm wird Zeuge ihres Zerwürfnisses.

Doch in den frühen Morgenstunden des nächsten Tages begegnen sich die beiden etwas außerhab des Stammes. Hier nun erzählt Mani von ihrer Schwangerschaft und Firas erkennt endlich ihre Weisheit an und beugt sich ihrem Urteil. Zum Zeichen der Versöhnung tauschen die beiden die Messer. Doch es ist bereits zu spät. Mani fühlt sich nicht wohl, und so leiht Firas ihr sein Pferd und seinen Mantel, damit sie zum Lager zurückkehren kann. Er selbst folgt zu Fuß. Doch im grauen Licht des neuen Tages erblickt er Schreckliches. Jemand hatte aus dem Hinterhalt einen Pfeil auf Mani geschossen. Da die Wunde nicht tödlich war, war er näher gekommen, und hat mit dem Messer sein Werk vollendet - mit Firas' Messer, das an Manis Gürtel hing. Als Firas, von ihren Schreien gerufen, zur Stelle des Verbrechens kommt, ist es bereits zu spät. Mani stirbt in seinen Armen, ohne ihn auch nur zu erkennen.

So finden ihn die anderen, blutbesudelt, die tote Frau zu seinen Füßen, das triefend rote Messer in den Händen. Jeder denkt das selbe, doch es ist Aykish, der zuerst von Mord spricht. Firas, von Trauer und Schmerz wie versteinert, läßt sich ohne ein Wort der Verteidigung fesseln. Doch während über ihn zu Gericht gesessen wird, kommt er allmählich zur Besinnung. Er erkennt, daß der Pfeil eigentlich gegen ihn gerichtet war, und daß nur Mantel und Pferd Mani zum Ziel gemacht hatten. Doch seinen Feinden kann es egal sein, ob Firas ermordert, oder wegen eines Mordes hingerichtet wird. Sie sind am Ziel, denn auch wenn er von der Wahrheit seiner Überlegungen überzeugt ist, hat er keinerlei Beweise. Die Beratungen über die Strafe ziehen sich den ganzen Tag hin. Kutona ist nicht der einzige, der nicht an eine Schuld Firas' glauben mag, aber die Stimmen, die für ihn sprechen sind in der Unterzahl. Schließlich fällt das Todesurteil. Firas soll am nächsten Tag langsam zu Tode gefoltert werden, wie es bei den Ishia für einen Mörder üblich ist.

Es ist Manis Bruder, der in dieser Nacht Wache bei dem Gefangenen hält. Firas gelingt es, ihn zu überwältigen und zu fliehen. Noch einmal kehrt er in das Zelt seines Vaters zurück, um die nötigste Ausrüstung zu holen. Kutona erwacht und fleht seinen Sohn an, seine Unschuld an Manis Tod zu beteuern. Aber Firas kann diesen Wunsch nicht erfüllen. Zwar hat er Mani nicht getötet, aber er ist nicht frei von Schuld. Schließlich schüttelt er bedauernd den Kopf - und muß mitansehen, wie sein Vater daran zerbricht. Mit einem letzten Blick zu Shay, der all dies mitverfolgt hat, verläßt Firas das Zelt seines Vaters und seinen Stamm für immer.

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