Firas-isha (Forts.)

1838 bis 1841: in Talilla

Nach einigen Wochen als Jäger und Gejagter in den Gebieten der Ishia gelangt Firas schließlich nach Talilla. Unweit der Grenze erweckt ein Anwesen seine Aufmerksamkeit, wo der Nachwuchs des talillischen Adels in den Feinheiten des Schwertkampfes unterrichtet wird. Mehrere Tage beobachtet er das Training und sein Ehrgeiz erwacht erneut. Dieses Können will er sich aneignen. Doch es fällt ihm nicht einfach, den Schwertmeister davon zu überzeugen, ihn, einen Ishia, einen Feind, als Schüler anzunehmen. Der Meister macht ihm das Leben schwer, wo er nur kann, und will so Rache üben für den Sohn, der in jungen Jahren bei einem Überfall der Räuber aus dem Norden getötet wurde. Doch Firas' Ehrgeiz und seine Hingabe an sein Studium, trotz aller Widrigkeiten und Schikanen, erweicht schließlich sein Herz. Und welcher Lehrer würde von einem so begabten Schüler nicht im Innersten bewegt! So läßt er schließlich jeden Gram gegen den jungen Krieger fallen - schließlich hat auch der Leid von Seiten der Ishia erfahren. Als der Kommandant der königlichen Wache eines Tages zu Besuch kommt, empfiehlt er ihm seinen jungen Schützling und sein Wort gilt genug, um Firas die Aufnahme in die Truppen des Königs zu sichern. Als Abscheidsgeschenk überreicht er ihm schließlich das Schwert, das einst für seinen Sohn gedacht war, und das seither so viele Jahre auf einen würdigen Eigentümer gewartet hat.

In Arenum, der Hauptstadt Talillas, angekommen, steht Firas eine weitere Bewährungsprobe bevor. Der militärische Drill und das Gebot des absoluten Gehorsams fallen ihm nicht leicht. Mehrfach wird er wegen kleiner Vergehen bestraft. Dazu kommt, daß er für einen Großteil der Truppen ein Fremder, ja, ein Feind bleibt. Besonders Sarita, die Tochter seines Schwertmeisters, mag ihm - anders als ihr Vater - den Tod des Bruders nicht verzeihen und verfolgt ihn mit unerbittlicher Feindschaft.

Anfang des Jahres 1839 aber, als der Winter das Land noch mit harter Faust umklammert hält, wendet sich sein Schicksal. Die Truppe, in der er dient, wird an die Grenze beordert, nachdem massive Überfälle der Ishia gemeldet wurden. Dort angekommen finden sie nur Tod und Zerstörung. Die Ishia hatten ein Dorf überfallen, wurden dabei jedoch von den Grenztruppen unter dem Kommando des für diesen Abschnitts verantwortlichen Hauptmanns überrascht. In der folgenden Schlacht blieben die Ishia siegreich und der Hauptmann der talillischen Truppen fiel im Kampf, zusammen mit einem Großteil seiner Leute.

Unter dem Schutz der Neuankömmlinge aus der Hauptstadt wagen sich nun die geflohenen Dorfbewohner zum ersten Mal in ihre zerstörten Höfe zurück. Welch eine Trauer, welch ein Klagen erhebt sich da. So viele der Ihren getötet, verstümmelt, geschändet und zwei Kinder spurlos verschleppt. In dieser Lage lassen sie ihren Zorn an Firas aus, der mit einer Nachricht zu ihnen geschickt worden war. Sarita wird Zeuge, wie er, ohne sich zu wehren, von den zornentbrannten Männern zusammengeschlagen wird, doch sie rührt keinen Finger. Schließlich kommt ihm ein anderer Kamerad zu Hilfe. Übel zugerichtet, aber ohne ernsthafte Verletzung, kann Firas endlich in das Truppenlager zurückkehren.

Am nächsten Morgen aber ist er verschwunden. Diejenigen, die schon immer an seiner Loyalität gezweifelt hatten, fühlen sich bestätigt. Seine wenigen Freunde dagegen sind zutiefst verletzt. Fünf Tage und Nächte bleibt er verschwunden, dann ist er auf einmal wieder da. Sofort wird er zum Kommandanten gebracht, doch verweigert er jede Auskunft über seinen Verbleib in den letzten Tagen und auch ein Dutzend Peitschenhiebe können sein Schweigen nicht brechen. Halbtot und in Ketten schleift man ihn weg, um ihn später in Arenum vor das königliche Gericht zu bringen. Hochverrat, Fahnenflucht, darauf kann es nur die Todesstrafe geben.

Dann jedoch, noch am selben Tag, erscheint auf einmal ein Bauer aus dem zerstörten Dorf und bittet um Anhörung beim Kommandanten. Was er, oder besser seine Kinder, zu erzählen hat, bringt endlich Licht in die Sache. Firas, der dazugeholt wird, gesteht allerdings erst, als man ihm die Geschichte auf den Kopf zusagt. Er hat, aus welchen Spuren auch immer, erkannt, daß es sein eigener Stamm, die Rotfelsen-Ishia, war, der für den Überfall verantwortlich war. Nun, da er das Leid der Menschen gesehen hatte, fühlte er sich schuldig und beschloß, zumindest die beiden entführten Kinder zu retten. In einem waghalsigen Ritt holte er den Stamm ein und befreite die Kinder in der Nacht. Natürlich nahmen die so betrogenen Ishia sofort die Verfolgung auf, doch gelang es ihm, sie abzuschütteln, indem er - geradezu selbstmörderisch - den Weg über den im Winter eigentlich als unpassierbaren Teufelspass wählte. Wieder sicher auf talillischem Gebiet angekommen, brachte er die Kinder zurück zu ihrem Vater und erschien dann wieder im Heerlager, ganz so, als wäre nichts geschehen.

Der Kommandant ist zutiefst beeindruckt, von Mut und Opferbereitschaft des jungen Kriegers, doch auch wenn Firas wohl vom Hochverrat freigesprochen werden kann, steht da immer noch das Verbrechen der Fahnenflucht im Raum. Eine Begnadigung kann nur vom König selbst ausgesprochen werden und so wird Firas, noch immer von seinem Höllenritt und den Peitschenhieben danach gezeichnet, in Ketten zurück nach Arenum gebracht.

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