Meerdrachen

auch: Arasen (Al.)

Meerdrachen sind der Schrecken aller Seeleute. Viele Legenden ranken sich um ihre Angriffswut, der schon viele Schiffe zum Opfer gefallen sein sollen, aber es gibt nur wenig glaubwürdige Berichte. Das mag nicht zuletzt daran liegen, daß nur die wenigsten eine Begegnung mit ihnen überlebt haben. Mir sind jedoch zwei Berichte zugänglich, die ein etwas genaueres Bild auf diese Tiere werfen.
Meerdrachen werden bis zu zwanzig Schritt lang. Ihr langer, einer Eidechse nicht unähnlicher Körper ist mit starken Schuppen bedeckt, die jede Klinge abgleiten lassen wie der beste Schild. Meerdrachen können ihre Farbe nach Belieben verändern. Meist sind sie an der Oberseite bläulich, an der Unterseite silbergrau gefärbt und so im Wasser perfekt getarnt. Erregt sie jedoch etwas, können sie auch alle Farben des Regenbogens annehmen. Nicht wenigen wurde es schon zum Verhängnis, daß sie einen Meerdrachen, der sich in einer ruhigen Bucht sonnte, mit einem Felsen verwechselt haben.
Meerdrachen sind geschickte Schwimmer. Mit kräftigen Schlägen ihres langen, seitlich abgeflachten Schwanzes kommen sie schnell voran. Die vier, mit Schwimmhäuten zwischen den Zehen versehenen Füße dienen dann nur zum Steuern. An Land sind sie nicht ganz so gewandt, doch können sie auch hier auf kurzen Strecken einen rennenden Mann einholen. Klettern können sie allerdings nicht, so daß man wohl beraten ist, auf einen hohen Felsen zu klettern. Die vier scharfen Klauen an jedem Fuß können einen Menschen mit einem Hieb aufschlitzen, doch auch vor den Zähnen und dem mächtigen Hieb des Schwanzes sollte man sich in Acht nehmen. Die gefürchtetste Waffe der Meerdrachen aber ist ihr Schrei. Kein Mensch vermag ihn zu hören und doch versetzt er jeden im weiten Umkreis in hilflose Panik. Es braucht schon einen besonders beherzten Krieger, um sich dieser Furcht zu widersetzen.
Meerdrachen leben bevorzugt im Eismeer, wo sie sich auch paaren. Ab und zu findet ein Tier aber auch den Weg in weiter südlich gelegene Gefilde, um dort Angst und Schrecken zu verbreiten. Sie ernähren sich wohl von großen Fischen, Robben und kleinen Walen, doch ist dies nicht genau bekannt. Ihre Gier auf Menschenfleich ist allerdings berüchtigt. Um diese Gelüste zu befriedigen, haben die schlauen Tiere gelernt, Schiffe mit Schwanzhieben zu versenken und dann in aller Ruhe die hilflosen Schiffbrüchigen aufzugreifen.

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Anm. des Herausgebers:
Inspiriert vom Text "Der Tanz der Meerdrachen" hat Vinni zwei Bilder von Meerdrachen gemalt. Wenn sie mir auch ein bißchen zu sehr an klassische Drachen angelehnt sind, geben sie die Stimmung dieses Textes doch sehr gut wieder und deswegen will ich sie hier zeigen.
Das erste Bild
Das zweite Bild
Und bevor ich weiter meckere, sollte ich erstmal selbst lernen, so gut zu malen.